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Sturzrisiken erkennen und gezielt vorbeugen

Stürze sind eine der häufigsten Unfallursachen bei älteren Menschen. Ein erhöhtes Sturzrisiko entsteht, wenn bestimmte körperliche, kognitive, medikamentöse oder umweltbedingte Faktoren die Wahrscheinlichkeit eines Sturzes deutlich erhöhen. Die frühzeitige Erkennung dieser Risikofaktoren ist entscheidend, um Unfälle zu vermeiden und Mobilität sowie Selbstständigkeit langfristig zu erhalten.

Häufige Risikofaktoren für Stürze

Sturzrisiken ergeben sich meist aus einer Kombination verschiedener Einflüsse:

Körperliche Faktoren:

  • Muskelschwäche, insbesondere der Beine und des Rumpfs
  • Gleichgewichtsprobleme oder Schwindel
  • Chronische Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Parkinson oder Schlaganfall
  • Seh- oder Hörbeeinträchtigungen

Medikamentöse Faktoren:

  • Medikamente, die Schwindel, Benommenheit oder Müdigkeit verursachen
  • Polypharmazie, d.h. die gleichzeitige Einnahme mehrerer Medikamente

Psychische und kognitive Faktoren:

  • Verwirrtheit, Demenz oder Gedächtnisstörungen
  • Unsicherheit oder Angst beim Gehen

Umwelt- und Verhaltensfaktoren:

  • Rutschige Böden, lose Teppiche, ungesicherte Kabel
  • Ungenügende Beleuchtung, fehlende Haltegriffe
  • Hastiges Aufstehen oder ungeeignetes Schuhwerk
  • Ablenkung beim Gehen

Weitere Einflussfaktoren:

  • Dehydration oder Mangelernährung
  • Inaktivität
  • Orthostatische Hypotonie
  • Alkoholkonsum

Systematische Erfassung des Sturzrisikos

In der Pflegepraxis wird häufig ein Sturzrisikoprofil erstellt, das die verschiedenen Faktoren systematisch bewertet. Zusätzlich können standardisierte Sturzrisikoskalen eingesetzt werden, z.B.:

  • Morse Fall Scale (MFS)

Diese Skala schaut auf ganz praktische Dinge:

    • Gab es schon Stürze in der Vergangenheit?
    • Welche Erkrankungen liegen vor?
    • Benutzt die Person Gehhilfen?
    • Gibt es Infusionen oder Schläuche?
    • Wie sicher ist der Gang?
    • Ist die Person geistig klar oder verwirrt?
  • Hendrich II Fall Risk Model:

Hier liegt der Schwerpunkt auf geistigen und medikamentösen Einflüssen:

    • Verwirrtheit oder Gedächtnisprobleme
    • Depression
    • Probleme beim Wasserlassen
    • Schwindel oder Gleichgewichtsstörungen
    • Medikamente
    • Test: Kann die Person selbstständig aus dem Stuhl aufstehen?
  • STRATIFY (St. Thomas Risk Assessment Tool in Falling Elderly Inpatients)

Diese Skala wurde speziell für ältere Patient:innen im Krankenhaus entwickelt. Sie fragt u. a.:

    • Gab es schon Stürze?
    • Ist die Person unruhig oder verwirrt?
    • Bestehen Sehstörungen?
    • Muss die Person häufig zur Toilette?
    • Wie mobil ist sie beim Aufstehen oder Umsetzen?

Ein hoher Wert in einer Sturzrisikoskala bedeutet, dass die Wahrscheinlichkeit für einen Sturz deutlich erhöht ist und deshalb besondere Aufmerksamkeit erforderlich ist.

Massnahmen zur Sturzprophylaxe:

Die Prävention von Stürzen umfasst mehrere Ansätze:

  • Wohnumfeld anpassen:
    • Rutschfeste Böden und sichere Teppiche
    • Gute Beleuchtung, besonders nachts
    • Haltegriffe im Bad und an Treppen
  • Hilfsmittel einsetzen:
    • Gehstöcke, Rollatoren oder andere Gehhilfen
    • Schuhe mit rutschfester Sohle
  • Körperliche Massnahmen:
    • Gleichgewichts- und Muskeltraining
    • Physiotherapie nach Verletzungen oder Erkrankungen
  • Medizinische Betreuung:
    • Regelmässige Kontrolle von Seh- und Hörvermögen
    • Überprüfung von Medikamenten, die Schwindel und Müdigkeit auslösen

Fazit: Aktiv gegen Sturzrisiken

Die frühzeitige Erkennung von Sturzrisiken ist ein zentraler Baustein, um Unfälle zu verhindern und die Lebensqualität älterer Menschen zu erhalten. Durch gezielte Massnahmen – von der Anpassung des Wohnumfelds über körperliches Training bis zur medizinischen Betreuung – lassen sich Stürze deutlich reduzieren.